Ein guter Text braucht ein Lektorat
Geschafft! Ihr Manuskript ist abgeschlossen. Ist Ihr Text damit fertig? In den meisten Fällen ist er es nicht. Oft wimmelt es in der Rohfassung nur so von Fehlern. Das Problem ist die berühmte Betriebsblindheit. Irgendwann sieht man die eigenen Fehler nicht mehr. Das kann von Buchstabendrehern über Grammatikfehler bis hin zu einem unpassenden Begriff gehen. Schließlich neigt der Mensch dazu, das zu lesen, was er gemeint hat – nicht, was da steht. Das geht jedem so, der Texte schreibt und sie mehrfach liest und bearbeitet. Außerdem es ist gar nicht so einfach, Distanz zum Geschriebenen aufzubauen. Als Autor steckt man zu sehr mitten im Geschehen.
Niemand ist in der Lage, seinen eigenen Text zu korrigieren, geschweige denn zu lektorieren. Nun muss jemand von außen kommen, der Ihren Text kritisch unter die Lupe nimmt. Natürlich können das Ihr Partner oder auch Freunde sein. Doch Familienmitglieder und Bekannte sind wohlmeinend: Sie freuen sich über das Manuskript und meinen, dass es gut gelungen sei. Am meisten profitieren Sie von einem professionellen Lektorat.
Vier Augen sehen mehr als zwei
Oft werden die Tätigkeiten „Korrigieren“ und „Lektorieren“ in einen Topf geworfen. Es gibt zwar Berührungspunkte, doch unterscheidet sich das bloße Korrektorat vom viel ausführlicheren Lektorat. Beim Korrektorat wird der Text auf Flüchtigkeits- und Tippfehler geprüft, und die sprachliche Richtigkeit, d. h. Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion, steht im Mittelpunkt.
Fehlerhafte Texte wirken unprofessionell. Das bekannte Beispiel „Wir essen jetzt Opa.“ ist, zugegeben, extrem. Aber in der Tat: Auch wenn der Inhalt verständlich ist, so leidet bei Rechtschreib- und Grammatikfehlern das Image des Autors in den Augen des Lesers.
Einen Text „besser“ zu machen, ist eine große Herausforderung. Ein fehlerfreier Text ist ein guter Anfang. Das Lektorat geht einen Schritt weiter. Lektorieren heißt im ursprünglichen Wortsinn: lesen, sehr genau lesen, den Text begutachten. Ein gutes Lektorat umfasst weit mehr als reine Textarbeit. Ein Lektor taucht viel tiefer in den Text ein und nimmt auch inhaltliche und stilistische Veränderungen vor. Er sorgt dafür, dass der Text am Ende lesbarer und strukturierter wird, logisch ist. Schließlich soll das, was Sie schreiben auch ankommen.
Der letzte Schliff
Spricht der Lektor vom Feinschliff, der nötig ist, meint er sein Gegenlesen, seine Anregungen und Korrekturen. Es gibt Texte, denen eine Kürzung richtig gut tut. Diese Meinung vertrat auch der Schriftsteller Hans Kasper: „In langen Sätzen haben zumeist nur kurze Gedanken Platz.“ Kompliziertes einfach darzustellen: Das ist tatsächlich nicht leicht. Lektoren kürzen viel. Sie streichen unnötige Füllwörter und überflüssige Adjektive oder Aussagen. Der Sprachstil wird verfeinert und gegebenenfalls wird umgetextet. Lebendige Texte kommen beim Leser einfach besser an. Ein Text ist immer eine Visitenkarte, und wer möchte schon eine Visitenkarte mit Fehlern aus der Hand geben? Lassen Sie Ihre Manuskripte daher lieber professionell korrigieren und lektorieren.
Doreen Blask, geboren 1977, studierte Slawistik und Anglistik in Rostock und Moskau. Danach arbeitete sie in verschiedenen Zeitungsredaktionen, unter anderem in Moskau. Es waren intensive Jahre, die sie Russland, seine Menschen, die Literatur, Kultur und vor allem Sprache lieben und immer wieder besuchen lassen.
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